Sister Soul

Altonaer Theater

Mit seiner Produktion „Sister Soul“ setzt das Altonaer Theater die Serie erfolgreicher Musicals fort. Nach „Sing! Sing! Sing!“, das die Karriere der Andrews Sisters thematisiert und „Sugar“, der Bühnenfassung des Filmklassikers „Manche mögen’s heiß“, wurde der Stoff eines Kinofilms neueren Datums zu einem Musical umgearbeitet- wenn auch mit ganz eigenen Akzenten. Die temperamentvolle und widerspenstige Barsängerin Josephine Becker hat sich ihre Karriere anders vorgestellt. Allabendlich singt sie auf der Showbühne einer Bar vor gemischtem Publikum ihr Repertoire rauf und runter und wird zufällig Zeugin eines Mordes. Da die unwillkommene Zuschauerin vom Täter nicht unentdeckt blieb, fürchtet Josephine um ihr Leben und sucht bei ihrer besten Freundin Hilfe. Die ist jedoch mittlerweile Nonne geworden und versucht, die Schutz erbittende Flüchtende in dem von Nonnen geführten Hospital unterzubringen. Da die Arbeit im Dienst der Menschlichkeit von allen Schwestern Enthaltsamkeit in jeder Hinsicht und noch dazu unbedingten Gehorsam verlangt, erweist sich dieses Vorhaben als unerwartet schwierig. Josephine kann sich ihre Unflätigkeiten nicht ohne weiteres abgewöhnen. So bringt sie die Oberin Ursula zur Verzweiflung. Als man Josephine dann schließlich die Leitung des Schwesternchors anvertraut, ist die Sängerin ganz in ihrem Element und peppt den trägen Gesangstrupp auf. Mit seiner schwungvollen Schwersternclique und dem ausgeflippten Pater Benedikt Bruhns wird der Orden letztendlich im ganzen Stadt- und Landkreis bekannt. „Sister Soul“ stammt von Mathias Christian Kosel, der auch die musikalische Leitung übernahm. Als Pianist und wortkarge, dafür aber umso musikalischere Nonne sorgt er als Ensemblemitglied für die instrumentale Begleitung und einer Extraportion Humor. Dass Stück unter der Regie von Frank-Lorenz Engel sorgt bei dem jungen wie auch dem älteren Publikum gleichermaßen für Begeisterung. Die musikalischen Beiträge runden die Handlung auf schwungvolle Art und Weise ab. Die Protagonistin Josephine Becker entdeckt über die Gospelsongs ihren Glauben wieder und drückt ihre Hoffnung mit den spirituellen Songs aus, indem sie diese als Chorleiterin arrangiert und als Sängerin mitinterpretiert. Insofern tragen auch die Gospelsongs stellenweise die Handlung oder unterstützen diese nachhaltig. Sorgsam wurden daher auch die Titel ausgesucht und zusammengestellt. Den Evergreen „Stand by me“ hat Kosel sogar ins Deutsche übersetzt, was beim Publikum sehr gut ankommt. Die Hauptrolle wurde mit Love Newkirk treffend besetzt. Die farbige Sängerin mimt eine herzerfrischende, aber nicht zu hektische Josephine Becker. Als gestenreiche und überzeugende Schwestern mit ausdrucksvoller Solostimme sind Eveline Suter und Carina de Jesús zu nennen, ohne dabei die Leistung der anderen sechs Ordensschwestern schmälern zu wollen. Alle Rollen wurden in dem Musical erstklassig besetzt. Das gilt auch für Josephine Beckers hinterhältigen Verfolger Staller, den Holger Löwenberg spielt, und das Hamburger Urgestein Edgar Bessen, der als steppender Pater Benedikt Bruhns beeindruckt. Schließlich muss noch erwähnt werden, dass mit dem dezenten Bühnenbau auf raffinierte Weise eine filmgerechte Kulisse geschaffen wurde, die drei Handlungsorte gleichzeitig darstellen kann. Mit Stufenaufgängen, einer bunten Fensterfront und einer klappbaren Stellwand ist es Birgit Voss und Sonja Zander gelungen, dass das Musical visuelle Impressionen wie ein Kinofilm hinterlässt.