|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
| Es war einmal-7 Märchen auf einen Streich |
|
|
Schmidt Theater
|
Das Märchen setzt an beim tapferen Schneiderlein, das sich seiner Tat, „sieben auf einen Streich“ erwischt zu haben, rühmt. Das hört der Gesandte des Königs und stellt das tapfere Schneiderlein dem etwas vertrottelten Monarchen vor. Der König sucht nämlich einen heldenhaften Bräutigam für seine Tochter, setzt aber die Erfüllung mehrerer aufeinander folgender Aufgaben voraus. So soll das tapfere Schneiderlein Schneewittchen wach küssen, trifft aber nur den Wolf an, der schneller war. Dann soll der vermeintliche Held Rapunzel aus einem Turm befreien, wird dort aber von dem ihr schon zur Hilfe geeilten Rotkäppchen überwältigt. Schließlich wird von ihm nur noch verlangt, dass er das Rotkäppchen sicher zu seiner Großmutter geleitet, ist aber der Überzeugungskraft und Abenteuerlust der Begleiterin unterlegen. Immerhin befreit er Schneewittchen aus dem Bauch des Wolfes, der aufgrund einer Magenverstimmung lahm und somit handzahm geworden ist. So sind alle Märchenfiguren wieder vereint. Einer Hochzeit steht deshalb nichts mehr im Wege.
Das Konzept, viele Figuren aus verschiedenen Märchen in einem Stück zu integrieren, ist nicht ganz neu. Denn auch in dem ebenfalls in Hamburg gezeigten Stück „Rock op Platt III“ treffen Wolf, Rapunzel und Rotkäppchen aufeinander. Allerdings bietet sich dergleichen anlässlich des 200. Geburtstages der Grimm’schen Kinder- und Hausmärchen auch an. Innovativ ist die Art und Weise, wie die Märchenmixtur in „Es war einmal“ erzählt wird. Die Autoren nämlich orientieren sich erkennbar an der kindlichen Perspektive. Das wird sogar gleich zu Beginn des Stückes sehr deutlich, wenn die Kinder ihren Vater zum Märchenerzählen auffordern und ihm erklären: „Am Anfang kommt „Es war einmal“, das ist doch nicht so schwer. Fang einfach zu erzählen an, der Schluss kommt hinterher.“ Auch in anderen Liedern finden sich kindliche Sichtweisen und Rollenbilder wieder. Rotkäppchen singt beispielsweise sinngemäß: „Einmal, ja das weiß ich, ist man alt und über dreißig. Und die Krankheit ist gemein, die da heißt erwachsen sein.“ Noch dazu sind die Melodien auch dem Instrumentalen nach innovativ und stellenweise klar am kindlichen Gehör ausgerichtet, wenn Spielzeugklavier und Kochtopf-Schlagzeug zum Einsatz kommen. „Ich habe versucht, ,Es war einmal’ eine ganz eigene musikalische Handschrift zu geben. Da in unserem Stück die Geschichte im Moment des Erzählens aus sich heraus entsteht, war es für mich ganz klar, dass die Musik auch wie handgemacht klingen muss, also als ob sie in diesem Moment entsteht“, erklärt Komponist Martin Lingnau, der gemeinsam mit Heiko Wohlgemuth das Buch zum Stück schrieb. Die Songtexte aber stammen von Heiko Wohlgemuth allein. Beide Autoren haben sich als Team bereits bei anderen erfolgreichen Produktionen wie „Heiße Ecke“ bewährt und setzten mit „Es war einmal“ diese Art der Zusammenarbeit auf gelungene Weise fort. Denn ihr neues Stück ist prall gefüllt mit lyrischer Kreativität und melodiöser Vielfalt, die sich vor den Augen und Ohren der Kinder samt Eltern fantasievoll und auf unterhaltsame Art entfaltet. Poppig, verspielt und romantisch geht es zu. Das kesse Rotkäppchen und seine Freundin Rapunzel singen sogar einen Rap-Song, bei dem lustige Reime von einer Rettungsaktion erzählen. Es entspricht aber auch dem Grundgedanken niveauvoller Märchen, wenn das aktuelle „Hausmärchen“ im Schmidt Theater manch’ wahres Wort enthält, das an die Erwachsenen appelliert. So heißt es in dem ersten Song: „Ein Märchen kann nicht schlimmer sein als jede Tagesschau.“ Das ist ein kindliches Argument, dem sich ein ehrlicher Erwachsener nur anschließen kann. Auch aus dieser Perspektive betrachtet, sind Kinder und Erwachsene gleichsam gut aufgehoben auf den bequemen Zuschauerplätzen im Schmidt Theater. Aber auch der eine oder andere Witz, der auf typische Klischees anspielt, wird von den sieben Zwergen auf die Lachmuskeln der großen Gäste in Rang und Parkett abgefeuert. Ein gutes Schauspiel mit toller Besetzung ist das aktuelle Stück wie alle anderen Hausproduktionen auch. Den Darstellern wird in ständig wechselnden Rollen viel abverlangt. Markus Richter spielt den König, der seinen Gesandten ständig traktiert, mit trockenem Humor. Franziska Kuropka ist die genussvoll hinterhältige 13. Fee und auch das Rap-Song singende Lang-Haarwunder Rapunzel. Elena Zvirbulis ist ein herzerfrischendes Rotkäppchen, das für gute Laune sorgt, aber auch als erfrischendes Schneewittchen und Dornröschen zu erleben. Timo Riegelsberger spielt den Gesandten herrlich beflissen und den Wolf komödiantisch. Marco Knorz füllt die Rolle des tapferen Schneiderleins mit großem Einsatz aus und wird im Handumdrehen zum Liebling der Kinder. An der gelungenen Ausgestaltung aller Rollen hat natürlich auch die Regisseurin Carolin Spieß ihren künstlerischen Anteil. Es ist sehr beeindruckend, wie ein einfaches Kinderzimmer auf der Bühne mit wenigen Handgriffen zum Märchenland wird. Das Etagenbett ist zugleich die Dachkammer des Schneiderleins und das Bett Dornröschens, der Schrank mal Häuschen oder Portal zum Königssaal. Das Bühnenbild von Christine Grimm kann daher als multifunktional bezeichnet werden und das Stück nach Meinung von Presse-Referenzen.de als eine große Show für die Kleinen und ein kleiner Humor-Leckerbissen für die Großen.
|
|
|
|
|
|
|
|