Bis dass Dein Tod uns scheidet

Schmidt Theater

George möchte den zehnjährigen Hochzeitstag mit seiner Frau Dorothy auf eine ganz besondere Weise begehen. Er hat seine Frau und sich in einem marodierenden und abgelegenen Haus einquartiert, das wenig romantisch erscheint, aber dafür umso besser geeignet ist für seine düsteren Absichten. Als glückloser und sexuell verschmähter Ehegatte möchte George sich seiner Frau entledigen und mit ihrem Erbe ein erfülltes Leben beginnen. Er ist der Meinung, sein Vorhaben gut geplant zu haben und verhindert eine vorzeigte Abreise seiner Gattin durch das unverzügliche Verstecken des Autos. Über seine ebenfalls auf das Geld versessene und attraktive Komplizen Scarlett hat er einen Profi engagieren lassen, der aber wegen Erkältung abgesagt hat. Zu seinem Entsetzen erfährt er das erst bei Ankunft in dem alten Gemäuer und muss hören, dass seine Komplizin stattdessen ihren Friseur mit der Beseitigung der reichen Gattin beauftragt hat. Der allerdings entpuppt sich als blutrünstiger Transsexueller vom Typ Frank’n’ Furter und verfährt mit dem Messer genauso selbstverständlich wie mit der Schere im Friseurberuf. Denn Opfer hat er mehr als genug.
Unerwartet platzt ein Makler in das Geschehen, der das Haus endlich verkaufen möchte. Auch die Interessenten, in Form eines überspitzen, frisch verheirateten Pärchens, das gar nicht erst auf den Gedanken kommt, sich zu beherrschen, lassen nicht lange auf sich warten und stören den trügerischen Hausfrieden mit ihren triebhaften Eskapaden. Schließlich vereinnahmt auch noch eine übereifrige Polizistin das Haus, die eigentlich nur wegen des vermissten Autos im Einsatz ist, dann aber viele heikle Fragen stellt. Und die Komplizin Scarlett erweist sich nach und nach auch noch als sprichwörtliche Vollblutblondine und erscheint immer im blödesten Moment mit dem Spaten in der Hand.

Das Schmidt Theater zeigt die mörderische Komödie von Andrew Frater in der deutschen Fassung von Marcus Flügge als deutsche Erstaufführung und als Inszenierung von Ingrit Dohse. Die Regisseurin spart nicht mit witzigem Szenengewirr, indem sie die schrägen Figuren quasi aufeinanderprallen lässt. Was sich dabei entlädt, ist Humor. Eine große Dynamik bekommt das Stück dadurch, dass vier Darsteller acht Rollen spielen und zwei Darsteller quasi im Handumdrehen in ständig neue Rolle schlüpfen, während die anderen Ensemblemitglieder sozusagen die Konstanten im Stück sind und sich immer anderen Figuren gegenübersehen. Von Susi Banzhaf ist das Wandlungsgeschick aus Musikrevuen wie „Hossa“ oder „Karamba“ bekannt. Sie wechselt von der herrischen Dorothy, die ihren Mann kontinuierlich bevormundet, grandios zur schwäbelnden Frischvermählten namens Barbara und zur unterbelichteten Polizistin. Nik Breidenbach war bereits in der musikalischen Komödie „Oh Alpenglühn!“ im Schmidt Theater als unterdrückt triebhafter Gelegenheitstäter zu sehen. Als Paulette legt er noch etwas obendrauf, nämlich die gekonnt gespielte Transsexualität. Seine Figuren gelingen ihm sehr gut. Die wahnwitzige Paulette geht mit erschreckender Gleichgültigkeit vor, während Makler Howard sich in seiner Darstellung vom um Überzeugung ringenden Aktentaschenträger zum um sein Leben fürchtenden Flüchtenden wandelt. Auch als dauerspitzer Hausinteressent Bill mit Strickpullover und Golfshorts ist er überzeugend. Harald Krökel spielt den dümmlichen Ehegatten George auf sehr humorvolle Weise. Ein echter Glücksgriff für die Produktion und ein Gewinn für das Ensemble ist Marina Zimmermann als Scarlett. Sie spielt die Rolle der dämlichen Komplizin, die immer wieder einen Schluck vom vergifteten Wein trinkt, und dabei immer mehr Haare verliert, mit Bravour. Sie macht mit ihrem schauspielerischen Geschick das inszenierte Chaos erst komplett. Das gilt auf anderer Ebene auch für die Kostüme von Frank Kuder, die der Handlung den nötigen optischen Rahmen geben. Presse-Referenzen.de meint: „Schaurig schön! Bei diesem komödiantischen Krimi kann man mit Gänsehaut lachen!“